Aufstrebende rohstoffquelle
Ein praktikabler Weg
Algen anstelle von Plastik. Das ist die Idee des Start-up-Unternehmens Notpla, das zu den Gewinnern der jüngsten Ausgabe des renommierten „The Earthshot Prize“ gehört. Der Wettbewerb, der von Prinz William ins Leben gerufen wurde, um die besten Umweltprojekte auszuwählen, verlieh den mit 1 Million Pfund dotierten Preis in der Kategorie „Build a Waste-Free World“ an das junge Unternehmen unter der Leitung von Pierre Paslier und Rodrigo Garcia Gonzalez. Das Unternehmen hat eine Verpackung auf Algenbasis entwickelt, um das Problem der Plastikverschmutzung im Meer zu lösen, indem es eine im Meer selbst vorkommende Ressource nutzt.
Stets vorwärts
Das britische Start-up-Unternehmen hat eine natürliche und biologisch abbaubare Membran namens „Ooho“ entwickelt, die aus braunen Meeresalgen hergestellt wird. Dank ihrer Flexibilität und ihrer Lebensmittelverträglichkeit wird sie zur Aufnahme von Wasser, Säften und Soßen verwendet und ist auch essbar. Sie wird auch als Auskleidung von Lebensmittelbehältern verwendet, und zwar so sehr, dass Just Eat im Vereinigten Königreich mehr als eine Million solcher Boxen für Hauslieferungen verwendet hat. Notpla ist damit noch nicht zufrieden. Das Unternehmen denkt über weitere Arten und Formate von Verpackungen für pulverförmige und trockene Lebensmittel und Non-Food-Produkte nach.
Beunruhigende Perspektive
Schätzungen zufolge könnte es bis 2050 mehr Plastik in den Ozeanen geben als Fische. Ein Vorschlag wie der von Notpla kann dazu beitragen, das Verschmutzungsproblem, aber auch die Klimakrise in den Griff zu bekommen. Meeresalgen binden Kohlenstoff zwanzigmal schneller als Bäume und tragen so zur Verringerung der weltweiten CO2-Emissionen bei. Außerdem begünstigt ihr Anbau die Population von Fischarten und die Aufrechterhaltung des marinen Ökosystems.
DIE „OOHO“-MEMBRAN BAUT
SICH INNERHALB VON VIER
BIS SECHS WOCHEN
AUF NATÜRLICHE WEISE AB
Ein neuer Behälter
Das gleiche Prinzip, nämlich die Verwendung von Algen, um Strände von deren Ablagerung zu befreien, liegt dem Projekt Alga-Ecopack zugrunde. Die von mehreren spanischen Einrichtungen unter der Leitung der Universität Cádiz und des Spin-off-Unternehmens Uca Futuralga durchgeführte Initiative hat zur Entwicklung eines Prototyps eines Behälters für Obst und Gemüse geführt. Ziel ist es, expandiertes Polystyrol in den Schalen durch ein biologisch abbaubares Material zu ersetzen, das durch die Verarbeitung von Seegras gewonnen wird, das an den Stränden der Provinz Cádiz abgelagert wird. Das Projekt wird voraussichtlich im April 2024 mit der Lizenz für die Vermarktung des neuen Behälters abgeschlossen sein.
VOM STRAND NACH HAUSE
Die Verwendung von Algen erstreckt sich nicht nur auf Verpackungen, sondern auch auf Einrichtungsgegenstände. Vor einigen Jahren haben die dänischen Designer Jonas Edvard und Nikolaj Steenfatt mit ihrem Projekt Terroir gezeigt, dass die Kombination von Algen, die an den Stränden ihres Landes geerntet werden, und Papier ein starkes und leichtes Material ergibt, aus dem eine Kollektion von Stühlen und Hängelampen hergestellt werden kann. Mit ihren weichen Formen spiegeln die Objekte die Farben der in der Mischung verwendeten Algen wider, die von hellgrün bis dunkelbraun reichen. Danach folgte die Designerin Carolin Pertsch, die die an deutschen Stränden gesammelten Zostera Marina Algen mit einem organischen Harz mischte und so die Zostera Hocker schuf. Das Gestell besteht aus Holz und die Sitzfläche aus dem innovativen Material mit einer Dicke von nur einem Zentimeter. Der bretonische Designer Samuel Tomatis schließlich wendet die Algenforschung auf eine breite Palette von Produkten an, von Textilien bis hin zu Tischen und Paneelen, die bereits mehrfach ausgezeichnet wurden.